Person spricht vor Publikum im EU Parlament

EU-Konferenz mit 4000 Teilnehmer*innen: Degrowth Vienna fordert Wachstumswende für Österreich 

Die Frage nach einer zukunftsfähigen Wirtschaft beschäftigt die Europäische Union. In den letzten drei Tagen haben mehr als 4000 Menschen an der Beyond Growth-Konferenz in Brüssel teilgenommen, darunter Kommissionspräsidentin Von der Leyen und zahlreiche Expert:innen aus ganz Europa. Zum Abschluss schlägt die Wiener Organisation Degrowth Vienna einen 5-Punkte-Plan für soziale Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und Demokratie vor. 

„Die Zeit zum Handeln ist jetzt! Das Streben nach endlosem Wirtschaftswachstum in der EU und in Österreich behindert Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und Demokratie. Dies wurde auf der überparteilichen Beyond Growth-Konferenz im Europaparlament betont. Doch es gibt Hoffnung – der Degrowth-Ansatz bietet eine transformative Alternative“, so Halliki Kreinin, Postwachstums-Expertin von Degrowth Vienna, die an der Konferenz teilgenommen hat.

Zum Abschluss der Konferenz stellt Degrowth Vienna, ein Netzwerk aus Wissenschaftler*innen, Organisator*innen und Expert*innen, die in Wien (Österreich), aber auch darüber hinaus aktiv sind, einen visionären 5-Punkte-Aktionsplan vor, der auf den Empfehlungen der Konferenz basiert. Der Plan zeigt einen Weg zu einer gemeinwohlorientierten Ökonomie auf, die das planetare und soziale Wohlergehen in den Mittelpunkt der Politik stellt.

Auf der Beyond Growth Konferenz sind sich Europaabgeordnete aus fünf verschiedenen Fraktionen und mehr als 60 Partnerorganisationen einig:  Das Ziel des endlosen Wirtschaftswachstums ist weder zukunftsfähig noch trägt es langfristig zum sozialen und ökologischen Wohlergehen bei. Auf der Konferenz kamen hochrangige Redner:innen aus der EU-Politik, der Wissenschaft, den Gewerkschaften, Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen zusammen. Ziel war es, die konventionelle Politikgestaltung in der EU in Frage zu stellen und die gesellschaftlichen Ziele insgesamt neu zu definieren. Dies spiegelte sich auch in der Eröffnungsrede von Ursula von der Leyen wider: „Ein Wachstumsmodell, das auf fossilen Brennstoffen basiert, ist einfach überholt.“

Degrowth Vienna setzt sich seit 2018 für ein neues Wirtschaftsmodell ein. “Noch immer hält die EU am Märchen des niemals endenden Wachstums fest.  Profitmaximierung und Konzerninteressen bestimmen den Aufbau unseres Wirtschaftssystems maßgeblich. Auf der Beyond Growth Conference im EU-Parlament fordern wir einen grundlegenden Umbau der Wirtschaft: Weg vom Wachstumszwang und der Ausrichtung auf Profite und hin zu einem guten Leben für alle“, fordert Hannah Lucia Müller von Degrowth Vienna. Wie die Konferenz zeigt, wird das Streben nach Wachstum um jeden Preis die sozial-ökologischen Krisen, mit denen wir konfrontiert sind, nicht lösen. Wir brauchen ein neues Wirtschaftsmodell, das das Klima, die biologische Vielfalt und die Menschen wertschätzt.

Die fünf Vorschläge von Degrowth Vienna:

  1. Abkehr vom Wirtschaftswachstum: Abkehr vom Streben nach Wirtschaftswachstum um jeden Preis und vom Bruttoinlandsprodukt als Indikator für menschliches Wohlergehen.
  2. Öffentliche Daseinsvorsorge: eine öffentliche, demokratische und nicht gewinnorientierte Versorgung mit wesentlichen Gütern und Dienstleistungen des täglichen Lebens wie Energie, Wohnraum, Bildung, Gesundheit, Mobilität, Wasser und Lebensmittel. Hierbei liegt der Schwerpunkt auf der Sicherstellung der  allgemeinen Zugänglichkeit und dem Vorrang des Gemeinwohls vor Profit.
  3. Fokus auf Suffizienz: Verbrauch und Nutzung von Ressourcen in einer Weise, die die grundlegenden Bedürfnisse befriedigt, ohne die ökologischen Grenzen zu überschreiten, Förderung nachhaltiger Verbrauchspraktiken, Verringerung des Überkonsums und Umstellung auf einen ressourcenbewussten Lebensstil.
  4. Die soziale Schere schließen: Wirtschaftswachstum wurde als Mittel benutzt, um die Frage der Ungleichheit zu umgehen – der Weg, Wohlstand in einer nicht wachsenden Wirtschaft zu schaffen, besteht darin, sozioökonomische Ungleichheiten zu beseitigen.
  5. Gerechte Übergänge durch Arbeitszeitverkürzung, Jobsharing und eine Garantie für grüne Arbeitsplätze: Arbeitszeitverkürzung ist eine Schlüsselstrategie für einen gerechten Übergang, die darauf abzielt, eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben zu erreichen und Überarbeitung abzubauen. Jobsharing-Programme können dazu beitragen, die Arbeit gerechter zwischen den Menschen zu verteilen, während eine Garantie für grüne Arbeitsplätze darauf abzielt, Beschäftigungsmöglichkeiten für alle zu schaffen, die arbeiten möchten.

Rückfragehinweis und Kontakt:
Hannah Lucia Müller; hannah.mueller@degrowthvienna.org

Foto (c)Degrowth Vienna